Zeitzeugen

Georg_Aicher
Drei Tage, nachdem er an Christine Abele-Aicher fünf Zeilen seiner Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl gesandt hatte, starb deren Schwager Georg Aicher (*1923) am 30. Juli 2011.

Wie die anderen Mitglieder seiner Familie war Otl Aichers Bruder Georg 1933-1945 keiner Nazi-Organisation beigetreten gewesen. Danach leitete er Jahrzehnte lang die Ulm-Söflinger Installateur-Firma Aicher & Schmid.

Dass Georg Aichers Zeilen in Christine Abele-Aichers Buch „Die sanfte Gewalt. Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl“ stehen, zeigt, wie genau die Herausgeberin zum richtigen Zeitpunkt für ihr Buch Wissens-Schätze zu sammeln begonnen hatte.

Bild: Hans Roericht
 
 
Hommage an Dr. Hildegard Hamm-Brücher
 
Hildegard Hamm-Brücher hat mich auf eine besondere Art motiviert, die Idee von der Entstehung des Buches wirklich in die Tat umzusetzen. Mein Mann, Julian Aicher, empfahl mir dringend, Frau Dr. Hamm-Brücher für einen Beitrag als Zeitzeugin zu gewinnen. Das war im Sommer 2011, als ich die ersten Anfragen an verschiedene Persönlichkeiten verschickt hatte. Ein Kontakt zu Frau Hamm-Brücher war über die Weiße-Rose-Stiftung in München rasch möglich. Ich schrieb also Hildegard Hamm-Brücher einen Brief mit meinem Anliegen. Schon kurz nach Erhalt meldete sie sich telefonisch auf meinem Handy. Ich erinnere mich noch sehr gut, weil ich so überrascht war über ihr unkompliziertes Verhalten. Sie sei gerne bereit, mir einen Beitrag per Fax zu schicken, vorausgesetzt, ich hätte einen Verlag, der das Buch auch wirklich herausgibt. Ohne die feste Zusage würde sie sich nicht die Mühe machen, zu schreiben. Ups!

Natürlich hatte sie recht.

Nach einigen Überlegungen und Gesprächen fand ich in Udo Vogt, Geschäftsführer der Süddeutschen Verlagsgesellschaft in Ulm, einen begeisterten Mitstreiter für mein Buchprojekt. Denn in der Süddeutschen Verlagsgesellschaft Ulm war bereits 1997 das Buch „Freundschaft und Begegnung. Erinnerungen an Otl Aicher“ erschienen. Auch hier erinnere ich mich noch lebhaft, als Herr Vogt das Buch aus dem Regal zog, es aufschlug und sagte: „Klar, das wird ein Zwillingsband, so wie dieses Buch hier“. Während des Gespräches wartete Vogt selber mit einigen Anekdoten über Inge Aicher-Scholl auf. 

So konnte ich Frau Dr. Hamm-Brücher dann stolz mitteilen, dass ich einen Verlag gefunden hatte. Und wirklich: Einige Wochen später spukte unser Fax mehrere mit einer Schreibmaschine verfasste Seiten aus. Als ich ihr dann im Oktober 2012 ein fertiges Exemplar schickte, rief sie mich persönlich zu Hause an und gratulierte mir zu meinem Werk.

 Persönlich bin ich ihr zweimal begegnet. Einmal bei einer Gedenkveranstaltung der Weiße-Rose-Stiftung e. V. in der LMU in München. Aber das zweite Mal gab sie mir die Ehre, neben Dr. Silvester Lechner und Ulrich Chaussy an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen. Ich durfte mein Buch dort vorstellen. Die Herausgeberin des Buches „Sophies Schwester“, Christine Hikl, wurde durch eine Professorin vertreten.

 Als am 19. Dezember 2016 die Nachricht von ihrem Tod durch die Presse ging, erinnerte ich mich voller Dankbarkeit an die kurzen Begegnungen mit ihr. Sie bleibt mir als eine Persönlichkeit und Politikerin in Erinnerung, die heute nur noch selten zu finden sind.

 Christine Abele-Aicher

  1. Juli 2017